Thursday, December 27, 2007

Blutige Wahlschlacht in Pakistan

Der wohl bekannteste failure state ist zwischenzeitlich Pakistan. Die Macht von Präsident Musharaf ist seit rund einem halben Jahr erodiert und mit der Verhängung des Ausnahmezustand vor einigen Wochen ist er auch seine wichtigste Verbündete Benazir Bhutto verlustig gegangen.


Nun wurde die Galionsfigur der Opposition ermordet. Bhutto hat nicht nur Musharaff gezwungen, zur Demokratie zurück zu kehren. Sie hat - zumindest in ihrer Wahlkampfrhetorik - den Kampf gegen den fundamentalistischen Islam im Land angekündigt. Dies ist bitterer notwendig als je zuvor.
Pakistan ist ein Land am Abgrund. Aus den Wirren der indischen Teilung hervorgangen, die bereits damals religiös motiviert war, ist es seither nicht wirklich zur Ruhe gekommen. Nicht nur die Abspaltung Bengalens - des heuten Bangladesh - war für Pakistan ein nationales Trauma. Auch die ständigen Militärputsche, Gewaltherrschaften und die tief verwurzelte Korruption sorgen dafür, dass die Atommacht in Südasien eher einem dauernden Unruheherd als einem Hort stabiler Entwicklung gleicht. Die Provinzen im Nordwesten des Landes sind der Regierung bereits seit langem entglitten, die Herrschaft haben die Fundamentalisten übernommen und kein Soldat traut sich mehr über die Provinzgrenzen. Aber auch der Rest des Landes wird von Islamisten beherrschaft, der Ausnahmezustand hat entgegen den Ankündigungen hier keine Abhilfe geschafft.

Wie es weitergeht in Pakistan ist ungewisser den je. Man kann Bhutto wie ihrem Widersacher Sharif Korruption vorwerfen, sie waren ein Schimmer demokratischer Hoffnungen für eine stabile Regierung und den Übergang in demokratische Strukturen. Es steht zu befürchten, dass Pakistan nach Bhuttos Tod eine neue Phase der Gewalt erlebt und dass sich der Machtkampf radikalisiert. Das ist zumindest angesichts der großen inneren Gegensätze nicht auszuschließen, und es wäre vermutlich ganz im Sinne des Mörders von Rawalpindi und seiner Hintermänner.
Die Absage wäre deshalb eine weitere Katastrophe für das Land und ganz im Sinne der Mörder. Dabei geht es weniger um die Frage, ob Musharaff mit dem Anschlag etwas zu tun hat, was eher unwahrscheinlich ist. Es geht hier darum, den Übergang zu gestalten. Ob Wahlen jetzt oder in einem halben Jahr oder später abgehalten werden, wird an der drohenden Gewaltwelle wenig ändern. Allerdings ist ein Übergang notwendiger den je: für Pakistan, für das benachbarte Afghanistan und für die gesamte Region. Je eher er kommt, desto besser.

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