Saturday, December 31, 2005

Happy New Year


Heute gibt es keinen Kommentar zum
Tagesgeschehen

Sondern ich wünsche allen Lesern dieses
Blogs ein gesundes und erfolgreiches neues
Jahr ...

Friday, December 30, 2005

Die Liebe und das Vaterland

Susanne Osthoff ist entführt worden. Nach ihrer Befreiung hat sie sich nicht der deutschen Pressemeute gestellt, sondern ist an einen unbekannten Ort mit ihrer Tochter zusammengekommen.

Nun will sie zurück in den Irak, weil sie dort ihre zweite (oder auch erste) Heimat gefunden hat. Und prompt fällt die deutsche Presselandschaft über sie her. Warum: weil sie die Projekte fortsetzen will, die sie begonnen hat. Hier wird Undankbarkeit und das eingehen unkalkulierbarer Risiken vorgeworfen. Eigentlich müßte man ihre Arbeit begutachten - wie sonst nur wenige bemüht sie sich um die Erhaltung von Kulturgütern in einem Land, welches auch als eine der Wiegen der Zivilisation - Mesepotamien - gilt.
Aber wo liegt das eigentlich Problem. Alle hatten erwartet, dass sie sich nach ihrer Befreiung - die immerhin drei Wochen eine leicht befüllbare Zeitungsseite garantiert hat - allen in Deutschland erzählt, wie sie sich gefühlt hat. Verweigert sie sich, ist sie zum Abschuß freigegeben.

Nein. Susanne Osthoff ist nicht leichtsinnig. Aber sie hat einen Sinn dafür, begonnenes auch abzuschließen. Und im Gegensatz zu einigen leichtsinnigen und vergnügungssüchtigen Touristen, die vor einigen Jahren in Algerien entführt wurden, ist sie nicht zum vergnügen im Irak. Nach allem, was von ihr bekannt ist, hat sie im Irak eine Heimat gefunden - die niemand so schnell verlassen kann und will.
Der Vorwurf, sie verhalte sich unpatriotisch - Die Zeit - ist deshalb auch fehlgeleitet. Sie hat sich bislang nicht zu ihrer Heimat Deutschland geäußert und schon gar nicht in eine Reihe mit der 68er Generation gestellt. Sie hat nie auf den Staat in Deutschland gepfiffen und dieser Staat hat sich in seiner selbstverständlichen Fürsorgepflicht Frau Osthoff angenommen - sie hatte selbst gar nicht die Gelegenheit, darum zu bitten.

Und deshalb kann es nicht kritisiert werden, dass Frau Osthoff in den Irak zurückkehrt. Vielmehr sollte ihre Arbeit unterstützt werden - das Auswärtige Amt geht nunmehr den entgegengesetzten Weg.

Monday, December 12, 2005

Eine Sau wird durchs Dorf getrieben

Der frühere Innenminister Kanther (heute nicht mehr ganz wohl beleumundet) meinte einmal, die Deutschen hätten die Angewohnheit, alle viertel Jahre eine neue Sau durchs Dorf zu treiben. Im übertragenen Sinne hat die Sau diesmal einen Namen: Gerhard Schröder.

Man kann mir eigentlich nicht vorwerfen, dass ich ein besonderer Anhänger unseres Alt-Kanzlers bin. Aber die Aussagen des Vorsitzenden einer kleinen Berliner Oppositionspartei - gestern noch habe ich von ihm an dieser Stelle gesprochen - gehen dann doch wirklich etwas an der Realität vorbei. Denn wenn man Gerhard Schröder vorwerfen wöllte, er wöllte sich "sein politisches Amt versilbern" lassen, so müsste man ihm doch eine gehörige strategische Meisterleistung unterstellen, die ungefähr so aussehen würde: Gerhard Schröder heckt gemeinsam mit Franz Müntefering im Mai den Plan aus, die NRW-Wahlen zu verlieren und stellt dann die Vertrauensfrage. Da das gesamte Pipelineprojekt noch nicht unter Dach und Fach ist, muss er so tun, als will er in den Wahlen Regierungschef bleiben, verliert aber - natürlich gewollt - ganz knapp die Wahlen. Quasi als Schauspiel für seine eigene Partei gibt er den Don Testosteron ...
Nun ist Gerhard Schröder sicher ein Meister seiner Darstellung, aber so viel strategische Meisterleistung ihm zu unterstellen, ist wohl dann doch etwas zu viel des Guten.

Aber die Debatte lenkt insgesamt auf die Frage, was dürfen (ehemalige) Politiker: sind sie auf Dauer mit ihrem früheren Job verhaftet oder dürfen sie wie jeder sonstige Bürger dieses Landes ihre Berufswahl (ihm Rahmen der Gesetze) danach frei wählen. Ich denke eher letzteres und diejenigen, die sich gerade so furchtbar aufregen, vergessen darüber nachzudenken, dass sie irgendwann mal in eine ähnliche Situation gelangen könnten. Es gibt genügend Gesetze in diesem Land auch gegen unlauteren Wettbewerb, gegen Insidergeschäfte und sonstige unschöne Dinge. Lassen wir es dabei ...

Zurück zum Vorsitzenden dieser kleinen Berliner Oppositionspartei: ob jener Herr jemals in die Situation eines Gerhard Schröder gelangen wird?

Sunday, December 11, 2005

FDP ohne Richtung ...

Spiegel online hatte mal wieder den richtigen Riecher: Der Vorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, macht einen auf Lafontaine ... er will gar nicht regieren. So langsam wird deshalb deutlich, was es eigentlich mit dem Spasswahlkampf 2002 auf sich hatte: Guido will Spass. Und deshalb lehnt er auch jede Verbindung mit Claudia Roth und Reinhard Bütikofer kategorisch ab. Mal abgesehen davon, dass niemand verlangt hat, dass aus einer Koalition gleich eine Ehe wird - aber den Gesprächsfaden sollte man doch offenhalten.

Zu was ist Opposition eigentlich da: doch eher zur Vorbereitung auf die Regierungszeit. Und man kann sagen was man will, die Grünen haben ihre Regierungszeit hervorragend genutzt, um ihr Klientel zu befriedigen. Betrachtet man Guido den Großen genau, so könnte man auf die Idee kommen, die FDP hat gar kein Klientel mehr. Der Blick auf das FDP-Wahlergebnis könnte einem dies zwar auf den ersten Blick vermuten lassen. Aber ganz so schlimm sind die Zeiten dann doch wieder nicht einzuschätzen.
Es stellt sich deshalb die Frage, was treibt Guido. Betrachtet er die Berliner Republik als ganzjährige Fortsetzung des Rheinischen Karnevals, sieht er das Land hoffnungslos am Abgrund und will uns den Absturz nur versüssen. Letzteres könnte man bei manchen seiner Reden ja durchaus vermuten. Aber eigentlich wäre dies alles kein Grund, so verzweifelt sich gegen jede Regierungsbeteiligung zu wehren.

Vielleicht sollten die Granten der FDP (die manchmal auch erst 27 Jahre sind) doch darüber nachdenken, ob es nicht Zeit ist für einen neuen Parteichef ... aber halt: das Problem ist wohl eher, dass die Partei gar kein Personal mehr hat.

Saturday, December 10, 2005

Historische Gerechtigkeit ?

Henryk Broder hat in einer Glosse beschrieben, wie es sich mit historischer Gerechtigkeit vertragen würde. Israel nach Deutschland zu verpflanzen ... weil es ja eigentlich das Problem dort hin zurück bringen würde, wo es entstanden ist.

Nun wird sicher niemand mehr fordern, dass die Völkerwanderung wieder einsetzt und wir unsere Grenzen neu ziehen. Die Glosse sollte jedoch nicht ganz beiseite geschoben werden, denn Henryk Broder´s Beitrag hat durchaus einen richtigen Ansatz: Europäer (und in ihrem Gefolge auch die USA) haben ihre Probleme immer auf andere abgeschoben: die Kreuzzüge des Mittelalters, die politische gewollte Errichtung des Staates Israel, die Kolonialisation und deren neokolonialen Begleiterscheinungen, die Umweltverschmutzung ...
Erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass auf Dauer alles zurückfällt. Wäre 1949 Israel tatsächlich in Europa gegründet worden, die Folgekosten wären deutlich geringer. Die Kolonialisation ist eine der Ursachen für die Unterentwicklung weiter Teile der Entwicklungsländer und die europäische Verrusung der Welt, na deren Folgen sind ja bekannt.

Monday, November 28, 2005

Sind wir Deutschland oder sind wir Papst

Erst hieß es:
Wir sind Papst! Und nun heißt es plötzlich: Du bist Deutschland. Was von beiden nun wichtiger, bedeutender oder ehrbarer ist oder ob wir jetzt sogar gleichzeitig Papst und Deutschland sind, das müsste allerdings noch abschließend geklärt werden. Aber bitte nicht per Wahl, denn dann können sich die meisten bestimmt wieder nicht entscheiden, und am Ende kommt so ein Mist raus wie bei der letzten Bundestagswahl.

Eines ist jedoch sicher. An der Parole "Du bist Deutschland" kommt in den nächsten Wochen keiner vorbei, sogar Leute nicht, die bisher glaubten, sie seien Türkei, Frankreich, Russland oder Italien. Hinter dieser wohlklingend dämlichen Parole verbirgt sich nämlich die größte Social Marketing Kampagne in der Mediengeschichte der Bundesrepublik.

Und natürlich dürfen in diesem bunten Reigen auch nicht Reinhold Beckmann und Johannes B. Kerner fehlen, weil die sowieso überall dabei sind und man sich die beiden auch ganz gut, besonders im kommenden Herbst, als Deutschland vorstellen kann.

Aber bereits kommenden Sommer können wir Päpste und Deutschländer völlig in Verwirrung geraten. Wenn dann nämlich die deutschen Fußballkicker Weltmeister werden sollten, sind wir alle ja auch noch Weltmeister und eben nicht nur Papst und Deutschland. Und das wäre wohl doch ein wenig des Guten zuviel.

Wednesday, November 23, 2005

Die Grünen für die Frauenbewegung

Spiegel ONLINE berichtet heute von einer Anzeigenkampagne der Grünen. Kernaussage: "Ohne die 25-jährige Frauenpolitik von uns Grünen wäre eine Bundeskanzlerin immer noch undenkbar."

Den passenden Kommentar liefern die Redakteure des Online-Magazins gleich mit:
"Wie Golda Meir, Indira Gandhi, Margaret Thatcher und Sirimavo Bandaranaike ohne die Hilfe der deutschen Grünen erfolgreiche Premierministerinnen werden konnten, wird nun allerdings ein ewiges Rätsel bleiben."

Tuesday, November 22, 2005

Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin

Nein, der Koalitionsvertrag ist nicht einer, den ich mir gewünscht hätte. Und auch der Koalitionspartner könnte vielleicht eher ein anderer sein.

Aber die Bundeskanzlerin, die ist eine, die man sich wünschen kann. Gegen alle Widerstände ... bei Parteifreund und Feind, wer hat dies schon vor ihr gekonnt.

Herzlichen Glückwunsch, Frau Bundeskanzlerin
und auf ein glückliches Händchen

Sunday, November 20, 2005

Koalition auf Zeit

Da steht sie nun - die Koalition. Man möge denken, die drei Protagonisten schauen gen Himmel, da sie selbst nicht wissen wie es werden soll und sich göttlichen Beistand für die künftigen zwei Regierungsjahre suchen wollen.
Denn was ist eigentlich zukunftsgerichtet: Subventionsabbau - wohl schon. Leistungskürzungen - im Einzelfall. Aber die reihenweise zusätzliche Belastung breiter Bevölkerungsschichten, ohne dass der Staat ans Sparen denkt - wohl eher weniger.
Man nehme mal die Meldungen vom Wochenende: da sollen den Bediensteten die zwischenzeitlich schon überhaupt nicht mehr wirklich übigen Weihnachtsgelder noch weiter gestrichen werden. Würde dies SIEMENS, VW, DAIMLER CHRYSLER oder andere Großkonzerne machen, würden gerade jene Politiker aufschreien: "Dies ist unsozial". Selbst fühlt man sich jedoch dazu berufen ... und schafft damit noch weitere Ungerechtigkeiten, da die Tarifbeschäftigten verschont bleiben (müssen). Arbeiten in zwei Klassen.
Und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt macht es gleich noch dazu Spaß, die Vertragsbeziehungen zwischen Ärzten und ihren Patienten auszuhebeln.
Man freue sich auf zwei Jahre munteres regieren ...

Thursday, November 17, 2005

Chatten oder wie die Kommunikation sinkt

Geht man heute ins Café, um einen Kaffee zu trinken, was zu essen oder einfach mit jemand zu ratschen, so kann es einem passieren, dass rund herum Menschen sitzen, die in ihre Laptops schauen und immer wieder mal schreiben. So wie heute mittag - ich nutzte meine Mittagspause, um einfach ein wenig zu lesen und ein wenig zu essen.
Dabei schaue ich so in die Runde und sehe in dem ein oder anderen Bildschirm, dass die Jungs nicht irgendwelche Arbeiten erledigen, sondern schlicht chatten. Soweit so gut, denke ich mir. Mir fiel bloss auf, dass eigentlich jeder im selben Forum sich befand. Vielleicht chatteten meine Nachbarn ja gerade auch miteinander, ohne zu wissen, dass sie nur zwei Meter auseinander sitzen.
Aber vielleicht ist heute das persönliche Gespräch ja auch gar nicht mehr gewollt. Die virtuelle Welt ermöglicht es, fremde Menschen kennen zu lernen - und diese Menschen auch fremd bleiben zu lassen.
Eigentlich eine traurige Entwicklung, wenn ich nicht mehr reden kann ... sondern nur noch schreiben.

Wednesday, November 09, 2005

Der 9. November

„Seit dem 11. September 2001 sind [die] geistigen Mauern immer höher und abschreckender geworden; das 9/11 der Angst markiert den eigentlichen Beginn des 21. Jahrhunderts. Aber es gibt noch ein anderes 9/11, einen auf europäische Weise geschriebenen 9.11. Am Abend des 9. November 1989 begannen Bürger, mit allen zur Verfügung stehenden Werkzeugen auf den Beton der Berliner Mauer einzuhacken - und die Mauer fiel. Das markierte das faktische Ende des kurzen 20. Jahrhunderts. Es war unser 9/11 der Hoffnung. ... Heute müssen wir noch ein drittes Datum hinzufügen, den 11. März 2004, als Terroristen in Madrid genau zweieinhalb Jahre nach den Angriffen auf die Vereinigten Staaten am 11. September den Europäern ihre eigene Epiphanie der Angst gaben.“

Der Oxforder Zeithistoriker Timothy Garton Ash stellt hier insgesamt drei Ereignisse in einem unmittelbaren Zusammenhang, die für die deutsche Politik sowohl im Inneren wie im Äußeren eine tief greifende Koordinatenverschiebung bewirkt haben.
Der 9. November 1989 - eine der Daten der jüngsten deutschen Geschichte - steht in einer Reihe von Daten, die den 9. November noch stärker als den 3. Oktober als den Tag der Deutschen erscheinen lassen: am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann in Berlin die Republik aus und signalisierte nach der Kapitulation auch das staatspolitische Ende des Kaiserreiches; am 9. November 1923 markierte der Marsch Hitlers auf die Münchner Feldherrenhalle seinen Anspruch auf die Macht in Deutschland und gründete exakt zwei Jahre später die blutigste Terrorgruppe der deutschen Geschichte, die SS und am 9. November 1938 wird mit der Reichskristallnacht die Hatz auf die deutschen Juden - später ausgeweitet auf Gesamteuropa - offiziell eröffnet.
Der 9. November ist damit zu einem Datum geworden, der an die Sternstunden wie an die absoluten Tiefpunkte der Geschichte dieses Landes erinnert und an diesem heutigen Tage erinnert, dass beides eng beeinanderliegt.

Sunday, November 06, 2005

Aufbruch Ost

Aufbruch Ost ... nach dem Aufbau Ost kommt nun eine neue Qualität der Integration Ostdeutschlands. Mit Angela Merkel und Matthias Platzeck (in spe) stehen nunmehr zwei in der DDR sozialisierte Politiker an der Spitze der großen Volksparteien.

Die Vorsitzenden beider Parteien sind eher aus einer Krise in ihre Position gekommen. Aber - und Angela Merkel hat dies auch schon bewiesen - sie werden einen neuen Blick und Stil in den politischen Betrieb bringen. Weniger von Seilschaften bestimmt, offener und wohl auch kooperativer. Ohne jahrzehntelange Ochsentour und Netzwerkbildung wie dem Pacto Andino Segundo der westdeutschen Unionskohorten sind sie in die Politik gestoßen worden - keine Hausmacht, nur mit Verstand und Geschick und der Gabe, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein.

Friday, November 04, 2005

Der Vogel ist gelandet

Der Riesenvogel A 380 am Sonntag auf einem deutschen Verkehrsflughafen gelandet. Die gute alte Lufthansa hat bereits 15 Stück dieses Supervogels bestellt und will sie ab 2007 in den Liniendienst stellen.
Der Vogel ist aber nicht nur ein Flugzeug, sondern er steht auch für einen Kampf Airbus gegen Boing oder noch deutlicher Europa gegen Amerika.

Es geht - herkömmlich - um einen Kulturkampf. Aber in dieser Frage eigentlich auch nur am Rande, denn der Kulturkampf ist eigentlich eine unterschiedliche Produktphilosophie zweier Unternehmen, der ganz offen ausgetragen wird. Boeings 747 - nebenbei bemerkt eines der elegantesten Flugzeuge - ist eine alte Tante und müßte eigentlich technisch ein wenig auf Vordermann gebracht werden. Boeing setzt aber eher auf direkte Verbindungen und deshalb auf den neuen Dreamliner. Schlank und elegant soll er Passagiere nicht über Hubs, sondern direkt zwischen den Destinations befördern.
Und genau hier setzt Airbus an: nicht die unmittelbaren Verbindungen sieht Airbus im kommen, sondern eine Stärkung der Hubs. Die Frage ist nicht nur, was ökonomisch zielführender ist, sondern auch was ökologischer sinnvoller ist. Und da streiten sich die Geister - und man wird sehen, welcher Hersteller die Nase vorn hat.


Es fällt übrigens auf, das Airbus nur in Ausnahmefällen optisch schöne Flugzeuge bauen will. Die Beluga, Airbus Cargo-Variante, ist zwar weniger wegen ihrer optischen Unzulänglichkeiten kein marktgängiges Flugzeug geworden und fliegt vor allem im Airbus-hauseigenen Gebrauch. Aber wirklich ansprechend sind sie alle nicht - und da stehen Beluga und A380 nur an der Spitze.


Thursday, November 03, 2005

The Great Game

The Great Game war die Bezeichnung für den Kampf um die Ölfelder rund um die Caspian Sea zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Gewonnen haben damals die Briten und selbst das NS-Deutschland erkannte den Wert. Neben Moskau und Leningrad galt Baku als das Hauptziel der deutschen Wehrmacht in Russland.
Mit dem Ende der Sowjetunion und der Unabhängigkeit seiner "Tochterstaaten" ist das Great Game erneut ausgesprochen. Schließlich lagen unter der Caspian Sea riesige Ölvorkommen und würden helfen, die Abhängigkeit vom Persischen Golf zu mindern. Besonders die USA haben ein Interesse daran - und waren diesmal quasi der Sieger. British Petroleum (BP) errang aber den zweiten Platz.
Baku, die Hauptstadt der unabhängigen Aserbaidschan und bereits während des ersten Great Game zu ungeahnter Blüte erwachsen, war nun erneut Zentrum aller Ölträume. Präsident Alijew hatte es wie kein anderer Verstanden, Arrangements mit den westlichen Ölgesellschaften zu schließen, ohne den Großen Bruder Russland allzustark zu verärgern. Und Aserbaidschan konnte an alte Zeiten anknüpfen und errang neue Blüte. Wenn auch nur für die oberen "Einhundert". Politisch ist Aserbaidschan jedoch keine Demokratie, sondern immer noch ein Zwangsstaat, in dem die Äußerung der freien Meinung nicht unbedingt gern gesehen wird und das von einer korrupten Oligarchie gesteuert wird.
Der alte Alijew ist tot – und sein Sohn hat die dynastische Nachfolge angetreten. Aber nicht nur in der Ukraine oder in Georgien hat die Opposition Morgenluft geschnuppert. Auch in Aserbaidschan ist sie nicht mehr mundtot zu machen. Und deshalb sind die Wahlen am 6. November auch so spannend. Wird es Ilkram Alijew gelingen, seine Macht auch in Wahlen zu sichern und werden diese Wahlen einigermaßen fair ablaufen. Oder verliert die aserbaidschanische Oligarchie ihre Macht und lässt den demokratischen Wechsel auch zu.
Dies sind die aserbaidschanischen Probleme. Vom Ausgang der Wahlen hängt jedoch mehr ab: der Kaukasus ist ein Pulverfass geblieben, wenn auch derzeit nicht mit einer Lunte versehen. Denn immer noch ist Georgien – Aserbaidschans Verbündeter – nicht befriedet und die Demokratie gefestigt. Und noch immer ist Armenien – der ungeliebte Nachbar – eher offizieller Kriegsgegner. Nagorni Karabasch – eigentlich aserisches Territorium – ist in armenischer Hand und Armenien verdeckt auch die aserische Provinz Nadjischewan.
Gewinnt die aserische Opposition, so wird es auch die armenische Führung eng und sie könnte gezwungen sein, über ein Stück mehr an politischer Freiheit nachzudenken. Der Hauch von Demokratie wird in Eriwan nämlich nicht halt machen und so manchen übergelaufene Fass hat schon bewiesen, dass es mehr kann als überzulaufen – nämlich auf die Nachbar überzuschwappen.

Tuesday, November 01, 2005

Allerheiligen

Allerheiligen ... was ist das eigentlich?
Ein Blick bei Wikipedia zeigt, dass heute eigentlich der Heiligen - und zwar auch der Verborgenen - gedacht wird.

Bei der SPD wird auch der Heiligen oder besser gesagt der Granten gedacht. Franz Müntefering ist Geschichte und Andrea Nahles hat gesehen, dass nach ihrem Pyrrussieg von gestern ihre Karriere beendet ist: Sie hat öffentlich Überlegungen angestellt, nun doch nicht Generalsekretärin werden zu wollen. Franz Müntefering wird es ihr danken, dass sie doch etwas länger zum Nachdenken braucht.

Die eigentliche Siegerin des ganzen Vorgangs heißt jedoch: Angela Merkel. Was auf den ersten Blick verwunderlich erscheint, wird auf den Zweiten um so deutlicher. Nachdem Frau Nahles nämlich Herrn Müntefering entmachtet hat, bleibt Edmund Stoiber auch gleich in Bayern. "Angie" wurde quasi aus der babylonischen Gefangenschaft befreit und kann jetzt vollkommen frei ihre Richtlinenkompetenz wahrnehmen - diejenigen, die sie ihr bestritten hatten, haben gar nicht mehr die Kraft, sie zu bestreiten.
Aber vielleicht reisen wir ja auch noch nach Jamaika ... und so schlecht wäre dies auch nicht, den in der Caribic geht bekanntlich vieles viel lockerer ...

Monday, October 31, 2005

Eine Partei zerlegt sich ...

Am 18. September 2005 strotzte die SPD noch vor Kraft ... und bis heute hat sie ihren eigenen Vorsitzenden demontiert. Mustergültig zeigt die SPD, wie man jede Regierungsfähigkeit verliert.

Da kämpft der eigenen Vorsitzende um den Erhalt der Geshclossenheit der Partei und einigen wenigen geht ihr persönlich Gaul des Ehrgeizes durch. Andrea Nahles konnte offenbar nicht besonders schnell an die Fleischtöpfe der Macht gelangen und riskierte bar jeder Vernunft und des Ratschlags des eigenen Parteiflügels (auch Ludwig Stiegler hat manchmal Lichtblicke), dass Franz Müntefering nur noch eines bleibt: Rücktritt. Einem Parteivorsitzender, der seinen engsten Mitarbeiter nicht durchsetzen kann und in "seine" Generalsekretärin kein Vertrauen hat, bleibt nichts anderes übrig, als zu gehen. Oder eine lame duck zu sein.

Mal sehen, ob die Große Koalition jetzt noch zustande kommt ... oder gehen wir doch nach Jamaika oder werden wir doch bald wieder wählen. Nur eines ist sicher: die politische Karriere der Andrea Nahles dürfte sich dem Ende zuneigen. Denn: das Volk liebt den Verrat, nicht die Verräterin.

Sunday, October 30, 2005

Lebensziel Bundeskanzler

Der Andrang in den Buchläden wird in der kommenden Woche sicher nicht ganz so stark sein wie Anfang Oktober. Helmut Kohls "Erinnerungen" sind doch offenbar nicht ganz so spannend wie J.K. Rowlings "Harry Potter und der Halbblutprinz" - zumindest für eine breite Öffentlichkeit (nicht mehr).

Als vor eineinhalb Jahren der erste Teil seiner "Erinnerungen 1930-1982" herauskamen, war der Andrang da noch größer und auch die mediale Öffentlichkeit bereitete das Ereignis vor. Der Spannungsbogen war groß, denn auch Werner Weidenfeld schrieb in seiner Rezension: "Wenn ein Gigant der Zeitgeschichte zum Diktiergerät greift, dann ist ihm große Aufmerksamkeit gewiss. Man will wissen, wie es wirklich gewesen ist. Erst recht bei jemandem, der so markant in den Lauf der Geschichte eingegriffen hat wie Helmut Kohl." In diesem Teil schrieb Kohl noch zu der Frage, wie er die Macht als Bundeskanzler errungen hat, wie er sie verteidigt hat und wie mit den Großen der Union umgegangen ist. Liest man seine Biographie (Teil I), so fällt doch auf, dass er sowohl mit Ludwig Erhard wie auch mit Kurt-Georg Kiesinger ein Verhältnis hatte, bei dem er sich erlauben konnte, auch in der Stunde des Auszugs aus dem Bundeskanzleramt "bei ihnen zu sein" - moralisch und geistig. Kohl vergißt nicht, wer seine Förderer sind und Kohl hat sich bereits früh mit einer Machtaura umgeben, die von Taktik und Instinkt geprägt war. Sein Lebensziel war Bundeskanzler und dafür brauchte er nicht an den Toren jenes Amtes zu rütteln.

Und nun kommt der zweite Teil heraus: Erinnerungen 1982-1990. Es verblüft, dass Kohl genau dort endet, wo sein eigentlich historisches Lebenswerk erst anfängt - und sein Abstieg beginnt. Die Deutsche Einheit war das zentrale Projekt des Bundeskanzlers Kohls, sein Instinkt und sein Machtwille haben es entscheidend vorangebracht. Die Umsetzung - die Zusammenführung der beiden Teile in ein neues Deutschland - lässt Kohl (diesmal) ausgespart.
Es wird jedoch auch so spannend genug, den Kohl stand im Herbst 1989 eigentlich am Ende seiner Kanzlerschaft: das Programm von 1982 war abgearbeitet und seine innerparteilische Machtbasis war erodiert. Eine kleine verschwiegende Truppe um Kohls eigenen Generalsekretär Geißler herum suchte einen Nachfolger für den "Giganten der Zeitgeschichte". Kohl, der sich gegen alle Spötteleien der Presse über seinen Politikstil und seine Sprechweise ganz nach oben gekämpft hatte, sollte von seinen engsten Mitarbeitern gestürzt werden. Und hier wird es spannend werden: wie hat Kohl selbst diese Zeit empfunden und welche Gefühle hat er heute gegenüber seinen damaligen Widersachern. Einen kleinen Einblick hat er bereits in einem ARD-Porträt gegeben, nun schreibt er selber und es ist zu erwarten, dass Kohl Tacheles spricht.
Und es wird interessant, wie Kohl die Kontakte zu Michael Gorbatschow, zu Francois Mitterrand, zu Maggie Thatcher und zu Georg W. Bush sieht. Nur letzter hat von Anbeginn vorbehaltlos Kohls Kurs der Deutschen Einheit unterstützt. Gorbatschow mußte erst überzeugt werden und konnte auch dann nur damit für die Deutsche Einheit gewonnen werden, in dem Kohl half, seine Position innerhalb der Sowjet-Oligarchie abzustützen. Mitterrand wie Thatcher waren dann jedoch eher getriebene, die sich den Tatsachen fügte - und dennoch war das Verhältnis zwischen Kohl und Mitterrand in der Frage der europäischen Einigung immer der Motor dieses Prozesses.

Aber es kann auf den dritten Teil der Biographie gewartet werden - und alle sollten hoffen, dass auch dieser Kohl noch kommt. Denn dies ist die Zeit der europäischen Einigung, der neuen internationalen Ausrichtung des nunmehr souveränen Deutschland und des inneren Einigungsprozesses. Und es ist auch die Zeit, in der sich Angela Merkel zur Kanzlerin aufmachte, in der Kohl sich innerlich abschottete und in der seine Macht bröckelte. Es ist auch die Zeit, in der Kohl die Grundlage für einen der größten Parteispendenskandale der Republik legte und in der Kohls für Deutschland historische Abwahl vom 27. September 1998 liegt.

Saturday, October 29, 2005

Airlines als Nationalsymbole

Fluggesellschaften gelten noch immer als nationale Symbole. Als der CEO von Quantas, Geoff Dixon über die Verlagerung des technischen Bereiches seiner Fluggesellschaft ins Ausland nachdachte, ging ein Sturm der Entrüstung durch die australische Gesellschaft. Oppositionsführer Kim Beazley sah Quantas als australische Flugesellschaft in Gefahr: "Wir wollen nicht, das Quantas das Kängeruh aufgibt." Die Gewerkschaften riefen: "Haltet das Kängeruh!"

Das auch die Regierungen Fluggesellschaften als nationale Symbole sehen, zeigt die immer noch vorhandene Slot-Praxis: so darf - nur beispielsweise - keine deutsche Fluggesellschaft wie die Lufthansa Flüge von Honolulu nach Manila anbieten.
Um das Nationalgefühl zu stärken, werden Fluggesellschaften seit Jahren mit nationalen Beihilfen künstlich am Leben gehalten. Legendär ist hier die italienische Nationallinie Al Italia: Wirtschaftlich am Boden wäre sie längst vom Himmel verschwunden, wenn die italienische Regierung an allen Wettbewerbsregeln vorbei sie nicht finanziell stützen würde. Und erinnert sei auch an den Kampf von Swiss Air im Jahre 2001, die durch Missmanagement Konkurs anmelden musste. Als im Frühjahr die Lufthansa als eine der derzeit profitabelsten Airline die Nachfolgerin Swiss International übernehmen wollte, wurde ernsthaft in der Schweiz die Frage gestellt, ob damit nicht ein Stück Schweiz aufgegeben würde.

Ein Stück aus dem Tollhaus. Denn eigentlich sind die grossen Airlines zwischenzeitlich alle Publikumsgesellschaften. Auch wenn noch der überwiegende Teil der Anteilseigener aus dem Heimatland kommen muss - dem Nationalgefühl sei dank -, so werben sie alle um internationale Investoren.

Monday, October 24, 2005

Kommunikation und der persönliche Kontakt

Das Internet ist eine wirklich tolle Sache: ich komme schnell an jegliche Information ran, Onlinelexika ersparen mir eine grosse private Bibliothek oder den Gang in die Bibliothek, ich kann Zeitungen online lesen und es ist ein rasche Austausch über die ganze Welt möglich. Das Internet hat noch einen wirklichen Vorteil, dass nämlich die Zahl der veröffentlichten Meinung sprunghaft gestiegen ist.

Zunehmend zeigt sich jedoch auch, dass das Internet einen entscheidenden Nachteil. Es lädt nämlich quasi dazu ein, sich hinter dem Internet zu verstecken. Die verschiedenen Chatforen, die zwischenzeitlich existieren, machen das kennenlernen leichter und ermöglichen auch einen leichteren Kontakt über grosse Strecken. Zunehmend scheint aber die Kommunikationsfähigkeit darunter zu leider - die ex und hopp-Gesellschaft scheint sich hier in anderer Form zu wiederholen. Was am Telephon oder von Angesicht zu Angesicht nur schwer möglich ist, im Chat stellt es kein Problem dar - man geht einfach. Die Reaktion des Gesprächspartners muss niemand ertragen - er bleibt anonym.
Es bleibt doch zu hoffen, dass sich dies wieder umkehrt und Chatforen den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Den zum Kennenlernen gehört ein gewisse Preisgabe seiner Persönlichkeit. Chatforen können dies zwar unterstützen, aber sie bleiben virtuell und ihnen fehlt die Ausdruckfähigkeit des menschlichen Gestikus.

Saturday, October 22, 2005

Don Testosteron

Gerhardt Schröder am 18. September zu einer Bundeskanzlerin Angela Merkel

"Glauben Sie im Ernst, dass meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau Merkel bei dieser Sachlage einginge, in dem sagt, sie möchte Bundeskanzlerin werden? Also, ich meine, wir müssen die Kirche doch mal im Dorf lassen. (...)
Ich sage ihnen: Ich führe Gespräche. Und ich sage ihnen heute voraus: Die werden erfolgreich sein. Wenn Frau Merkel eine Koalition hinkriegt mit der FDP und den Grünen, dann kann ich dagegen nichts sagen. (...) Aber sie wird keine Koalition unter ihrer Führung mit meiner sozialdemokratischen Partei hinkriegen. Das ist eindeutig. Machen sie sich da gar nichts vor."


Und am 12. Oktober zu einer Großen Koalition unter Angela Merkel

"Ich will sie wirklich unterstützen, mit allen Kräften, die ich habe. Und das ist jetzt nicht als Drohung gemeint."