Saturday, December 31, 2005

Happy New Year


Heute gibt es keinen Kommentar zum
Tagesgeschehen

Sondern ich wünsche allen Lesern dieses
Blogs ein gesundes und erfolgreiches neues
Jahr ...

Friday, December 30, 2005

Die Liebe und das Vaterland

Susanne Osthoff ist entführt worden. Nach ihrer Befreiung hat sie sich nicht der deutschen Pressemeute gestellt, sondern ist an einen unbekannten Ort mit ihrer Tochter zusammengekommen.

Nun will sie zurück in den Irak, weil sie dort ihre zweite (oder auch erste) Heimat gefunden hat. Und prompt fällt die deutsche Presselandschaft über sie her. Warum: weil sie die Projekte fortsetzen will, die sie begonnen hat. Hier wird Undankbarkeit und das eingehen unkalkulierbarer Risiken vorgeworfen. Eigentlich müßte man ihre Arbeit begutachten - wie sonst nur wenige bemüht sie sich um die Erhaltung von Kulturgütern in einem Land, welches auch als eine der Wiegen der Zivilisation - Mesepotamien - gilt.
Aber wo liegt das eigentlich Problem. Alle hatten erwartet, dass sie sich nach ihrer Befreiung - die immerhin drei Wochen eine leicht befüllbare Zeitungsseite garantiert hat - allen in Deutschland erzählt, wie sie sich gefühlt hat. Verweigert sie sich, ist sie zum Abschuß freigegeben.

Nein. Susanne Osthoff ist nicht leichtsinnig. Aber sie hat einen Sinn dafür, begonnenes auch abzuschließen. Und im Gegensatz zu einigen leichtsinnigen und vergnügungssüchtigen Touristen, die vor einigen Jahren in Algerien entführt wurden, ist sie nicht zum vergnügen im Irak. Nach allem, was von ihr bekannt ist, hat sie im Irak eine Heimat gefunden - die niemand so schnell verlassen kann und will.
Der Vorwurf, sie verhalte sich unpatriotisch - Die Zeit - ist deshalb auch fehlgeleitet. Sie hat sich bislang nicht zu ihrer Heimat Deutschland geäußert und schon gar nicht in eine Reihe mit der 68er Generation gestellt. Sie hat nie auf den Staat in Deutschland gepfiffen und dieser Staat hat sich in seiner selbstverständlichen Fürsorgepflicht Frau Osthoff angenommen - sie hatte selbst gar nicht die Gelegenheit, darum zu bitten.

Und deshalb kann es nicht kritisiert werden, dass Frau Osthoff in den Irak zurückkehrt. Vielmehr sollte ihre Arbeit unterstützt werden - das Auswärtige Amt geht nunmehr den entgegengesetzten Weg.

Monday, December 12, 2005

Eine Sau wird durchs Dorf getrieben

Der frühere Innenminister Kanther (heute nicht mehr ganz wohl beleumundet) meinte einmal, die Deutschen hätten die Angewohnheit, alle viertel Jahre eine neue Sau durchs Dorf zu treiben. Im übertragenen Sinne hat die Sau diesmal einen Namen: Gerhard Schröder.

Man kann mir eigentlich nicht vorwerfen, dass ich ein besonderer Anhänger unseres Alt-Kanzlers bin. Aber die Aussagen des Vorsitzenden einer kleinen Berliner Oppositionspartei - gestern noch habe ich von ihm an dieser Stelle gesprochen - gehen dann doch wirklich etwas an der Realität vorbei. Denn wenn man Gerhard Schröder vorwerfen wöllte, er wöllte sich "sein politisches Amt versilbern" lassen, so müsste man ihm doch eine gehörige strategische Meisterleistung unterstellen, die ungefähr so aussehen würde: Gerhard Schröder heckt gemeinsam mit Franz Müntefering im Mai den Plan aus, die NRW-Wahlen zu verlieren und stellt dann die Vertrauensfrage. Da das gesamte Pipelineprojekt noch nicht unter Dach und Fach ist, muss er so tun, als will er in den Wahlen Regierungschef bleiben, verliert aber - natürlich gewollt - ganz knapp die Wahlen. Quasi als Schauspiel für seine eigene Partei gibt er den Don Testosteron ...
Nun ist Gerhard Schröder sicher ein Meister seiner Darstellung, aber so viel strategische Meisterleistung ihm zu unterstellen, ist wohl dann doch etwas zu viel des Guten.

Aber die Debatte lenkt insgesamt auf die Frage, was dürfen (ehemalige) Politiker: sind sie auf Dauer mit ihrem früheren Job verhaftet oder dürfen sie wie jeder sonstige Bürger dieses Landes ihre Berufswahl (ihm Rahmen der Gesetze) danach frei wählen. Ich denke eher letzteres und diejenigen, die sich gerade so furchtbar aufregen, vergessen darüber nachzudenken, dass sie irgendwann mal in eine ähnliche Situation gelangen könnten. Es gibt genügend Gesetze in diesem Land auch gegen unlauteren Wettbewerb, gegen Insidergeschäfte und sonstige unschöne Dinge. Lassen wir es dabei ...

Zurück zum Vorsitzenden dieser kleinen Berliner Oppositionspartei: ob jener Herr jemals in die Situation eines Gerhard Schröder gelangen wird?

Sunday, December 11, 2005

FDP ohne Richtung ...

Spiegel online hatte mal wieder den richtigen Riecher: Der Vorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, macht einen auf Lafontaine ... er will gar nicht regieren. So langsam wird deshalb deutlich, was es eigentlich mit dem Spasswahlkampf 2002 auf sich hatte: Guido will Spass. Und deshalb lehnt er auch jede Verbindung mit Claudia Roth und Reinhard Bütikofer kategorisch ab. Mal abgesehen davon, dass niemand verlangt hat, dass aus einer Koalition gleich eine Ehe wird - aber den Gesprächsfaden sollte man doch offenhalten.

Zu was ist Opposition eigentlich da: doch eher zur Vorbereitung auf die Regierungszeit. Und man kann sagen was man will, die Grünen haben ihre Regierungszeit hervorragend genutzt, um ihr Klientel zu befriedigen. Betrachtet man Guido den Großen genau, so könnte man auf die Idee kommen, die FDP hat gar kein Klientel mehr. Der Blick auf das FDP-Wahlergebnis könnte einem dies zwar auf den ersten Blick vermuten lassen. Aber ganz so schlimm sind die Zeiten dann doch wieder nicht einzuschätzen.
Es stellt sich deshalb die Frage, was treibt Guido. Betrachtet er die Berliner Republik als ganzjährige Fortsetzung des Rheinischen Karnevals, sieht er das Land hoffnungslos am Abgrund und will uns den Absturz nur versüssen. Letzteres könnte man bei manchen seiner Reden ja durchaus vermuten. Aber eigentlich wäre dies alles kein Grund, so verzweifelt sich gegen jede Regierungsbeteiligung zu wehren.

Vielleicht sollten die Granten der FDP (die manchmal auch erst 27 Jahre sind) doch darüber nachdenken, ob es nicht Zeit ist für einen neuen Parteichef ... aber halt: das Problem ist wohl eher, dass die Partei gar kein Personal mehr hat.

Saturday, December 10, 2005

Historische Gerechtigkeit ?

Henryk Broder hat in einer Glosse beschrieben, wie es sich mit historischer Gerechtigkeit vertragen würde. Israel nach Deutschland zu verpflanzen ... weil es ja eigentlich das Problem dort hin zurück bringen würde, wo es entstanden ist.

Nun wird sicher niemand mehr fordern, dass die Völkerwanderung wieder einsetzt und wir unsere Grenzen neu ziehen. Die Glosse sollte jedoch nicht ganz beiseite geschoben werden, denn Henryk Broder´s Beitrag hat durchaus einen richtigen Ansatz: Europäer (und in ihrem Gefolge auch die USA) haben ihre Probleme immer auf andere abgeschoben: die Kreuzzüge des Mittelalters, die politische gewollte Errichtung des Staates Israel, die Kolonialisation und deren neokolonialen Begleiterscheinungen, die Umweltverschmutzung ...
Erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass auf Dauer alles zurückfällt. Wäre 1949 Israel tatsächlich in Europa gegründet worden, die Folgekosten wären deutlich geringer. Die Kolonialisation ist eine der Ursachen für die Unterentwicklung weiter Teile der Entwicklungsländer und die europäische Verrusung der Welt, na deren Folgen sind ja bekannt.