Saturday, November 04, 2006

Alles beim Alten im Bayernländle


Die Nominierung von Kandidaten sagt manchmal mehr über die Nominierenden als über die Nominierten. Dies trifft neuerdings auch auf die bayerische FDP zu.
Der Leser der Süddeutschen am heutigen Samstag bekam dies nun sehr eindrucksvoll unter der Überschrift "Martin Zeil soll FDP zurück in den Landtag führen". Ob der im Juli gewählte Kohorten-Führer des Entertainment-Jugendverbandes meinte
Nur mit einem klaren Konzept und einem überzeugenden Spitzenkandidaten, der möglichst bald benannt werden muss, können wir als Liberale 2008 wieder in den Landtag einziehen.
und damit die Ablösung des liberalen Stars am Firmanent sicher nicht, meinte er sicher nicht diesen durch ihren Adlatus zu ersetzen. Schnarrenberger wird dann auch zu Recht mit den Worten
Zwischen uns passt kein Blatt Papier.
zitiert, ist Zeil doch vor allem als der Kofferträger als als eigenständiger Oppositionsführer. Und Zeil ist in seiner rhetorischen Begabung auch eher mit dem früheren Justizminister Schmidt-Jortzig vergleichbar, von dem es hieß bei seinen Vorlesungen falle sogar der Putz von den Wänden vor Langeweile. Als vor rund drei Jahren die Wahlanalysen geschrieben wurden, dachte noch jeder Schnarrenberger tritt noch einmal an. Nun zeigt sich, dass sie auch die nächsten Wahlen verloren gibt, bevor sie überhaupt begonnen haben.
Dabei kann man eigentlich gar nix gegen Martin Zeil sagen. Er ist nett, er ist arbeitssam, er ist integer. Und er würde im Landtag sicher auch gute Arbeit leisten. Die Eigenschaften eines Spitzenkandidaten erfüllt er jedoch nicht. Hierzu fehlt dann doch bereits die Bekanntschaft, die er sich als Vertreter einer Splitterpartei aber bereits nicht erarbeiten kann.

Die bayerische FDP hat lediglich eine bekannte Persönlichkeit: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
Die Frage ist daher, warum sie bei einer der wichtigsten Wahlen einer Landespartei nicht selbst antritt. Seit dem Abgang ihres früheren Widersachers steht sie unumstritten an der bayerischen Spitze und selbst die verlorenen Landtagswahlen 2003 haben nicht zu nennenswerter Kritik an ihr und ihrer Führung geführt. In der Partei profitiert sie auch immer noch von ihrem Image als Jean d´Arc, welches sie mit ihrem Rücktritt als Justizministerin 1995 erworben hat. Sie hätte damit freie Bahn.

Tatsache ist jedoch, dass in Bayern für die FDP nichts zu gewinnen ist. Die Umfrageergebnisse von derzeit bis zu 15 Prozent, die die Partei mit stolz geschwellter Brust vor sich herträgt, sind für Landtagswahlen - alle früheren Wahlen haben dies gezeigt - nicht relevant. Aussagefähige Zahlen, die sich rein auf die Landtagswahlen beziehen, liegen jedoch mangels einer validierbaren Grundlage nicht vor. Und hier liegt auch der Grund, warum SLS in Bayern nicht mehr antreten mag. Auf Bundesebene muss sie zwischenzeitlich um ihre Reputation kämpfen, stellvertretender Fraktionsvorsitz hin, Präsidiumsmitgliedschaft her. Seit ihrem Rücktritt 1995 ist wenig geschehen, welches sie zum Aushängeschild und programmatischen Star macht. Eine Niederlage in Bayern als Spitzenkandidatin würde ihren Niedergang in Berlin beschleunigen und langfristig ihre bayerische Machtbasis zerstören. Und so muss ihre treuer Sancho Pansa Martin Zeil ran, der SLS nicht gefährlich wird.

Und ähnlich agieren auch einige in der Münchner Filiale und promt brachte sich eine jugendliche Stadträtin ins Gespräch um die Position der Oberbürgermeisterin. Ob der derzeitige Amtsinhaber, der gerade seinen nochmaligen Antritt bekannt gegeben hat, zu zittern begann ist dabei nicht überliefert. Allerdings wird er wohl doch eher in schallendes Gelächter gefallen sein.

Das ihre Homepage seit Jahre nicht mehr gepflegt wird, fällt nur am Rande ins Gewicht. Wesentlich wichtiger ist jedoch, sich die Bilanz der Stadträtin anzuschauen. Man muss auch lange Suchen in den Protokollen des Stadtrates und seiner Ausschüsse, um eine Stellungnahme zu finden.
Insofern verwundern die Ambitionen doch erheblich, da hier bereits die unmittelbaren Vorarbeiten für Stadtpolitik fehlen.
Und sonst. Direkt aus dem Studium in den Stadtrat. Dies ist kein Fehler, die Chefin einer Verwaltung von mehr als 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollte jedoch zumindest mal in einem Büro gesessen haben und alltägliche mühesame Kleinarbeit geleistet haben. Diese Lehrjahre müssen (oder sollen auch) nicht in der öffentlichen Verwaltung stattfinden, frischer Wind tut nach dem Motto "der Muff unter den Talaren ...". Aber es ist etwas anderes als Studium und Stadtrat, dutzende Abstimmungs- und Schlichtungsgespräche führen zu müssen.
Und eine Verwaltung lässt sich auch nicht über Anordnungen steuern, sondern über ein fein austariertes System informeller Führung.

Bleibt es bei der Konstellation können sich die beiden Amtsinhaber Ude und Stoiber eigentlich fasst schon den Wahlkampf schenken. Alles beim Alten im Bayernländle wird es dann auch noch im Dezember 2008 heißen.

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