Tuesday, October 16, 2007

Great Game on Caspian Sea ... and on the Great Region


Wenn um die Zukunft des Kaspischen Meeres gestritten wird, wird Weltpolitik betrieben. Öl und Gas als die Schmiermittel der globalen Wirtschaft sind reichlich vorhanden, nur fällt die Verteilung zwischen den Anrainerstaaten immer schwieriger. Zu Sowjetzeiten war die Sache einfach: Moskau und Teheran konnten sich recht problemlos einigen, da auch die Regionalaufteilung durch die klare Abgrenzung der Küstenlinien leichfiel. Die Entstehen von vier Nachfolgestaaten ist die Sache etwas schwieriger geworden, da alle mindestens das gleiche Stück vom Kuchen haben wollen und zusätzlich noch zahlreichen Begehrlichkeiten westlicher Staaten ausgesetzt sind.

Die Interessenlage ist einigermaßen verzwickt, spätestens seit Russland seinen eigenen Reichtum an den begehrten Energieträgern als Waffe einsetzt und in Teheran ein Präsident an die Macht gekommen ist, der sein innenpolitisches Unvermögen durch außenpolitisch fragwürdige Aufwartungen kaschieren will. Die USA haben deshalb schon vor einigen mit der Erdölleitung Baku-Ceyhan einen Weg gefunden, Russland zum umgehen und ihr freundlich gesonnene Staaten für die Durchleitung des kaspischen Öls zu gewinnen. China sucht einen ähnlichen Weg über das Tienschan in Kirgistan. Kasachstan, Turkmenistan und die westlichen Staaten suchen zudem einen Weg, wie die Öl- und Gasvorkommen östlichen des Kaspischen Meeres unter Umgehung russischen (und chinesischen) Bodens verschafft werden kann. Mal war die Rede davon, die Leitung über Afghanistan und Pakistan zu leiten; die konfliktreiche Situation hat dieses Projekt bislang verhindert und deshalb sucht Almaty und Aschgabad nunmehr den Anschluss an die Baku-Ceyhan-Line.
Wem aber gehört das Öl auf dem Boden des Kaspischen Meeres? Ist es ein Meer oder ein See? Letzteres ist eher eine theoretische Frage, da dem Binnengewässer ohne Zugang zu den Weltmeeren es mit Sicherheit erspart bleiben wird, dass aller Herren Länder Schiffe (und vielleicht sogar Kriegsmarinen) dort gondeln werden. Während aber Russland, Kasachstan und Aserbaidschan eine Aufteilung nach dem Verhältnis der Küstenlinien bevorzugen, wollen Iran und Turkmenistan mit vergleichweise kurzen Küstenlinien eher eine Gleichverteilung der Schätze. Die Lösung wird eher in ersterem Vorschlag liegen, da sich die drei Staaten nicht ohne Not einen Grossteil ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und auch ihrer Machtposition nehmen lassen werden.

Für die westliche Welt wie für China ist die Region von besonderer Brisanz, auch ohne den Spieler Teheran. Geht es doch darum, die Energielieferanten zu diversivizieren und die Abhängig von den Golfmonarschien abzubauen. Die Strategie war richtig, nur ist bislang kein Weg gefunden worden, das Öl krisensicher nach Europa und die USA zu liefern. Auch die Baku-Ceyhan-Line ist mit ihrem Weg durch den Kaukasus mit seinem Unruhestaat Georgien und den nördlich angrenzenden Unruhe-Provinzen in Russland nicht ein wirklich sicherer Hafen.
Zusätzlich erschwert wird die Situation durch den Streitpunkt Iran. Putin hat hier deutlich gemacht, dass er die Zusammenarbeit mit dem Iran zur friedlichen Nutzung der Kernenergie ausbauen will. Der Vorwurf der westlichen Staaten, Iran entwickele Atomwaffen, stößt somit einerseits in das nationale Selbstwertgefühl des Iran und andererseits auch die Beziehungen des Westens zu Russland. Ersteres wird durch Aschmedineschad bewusst angeheizt und eigentlich steht die friedliche Nutzung auch nicht in Frage. Der Teheraner Präsident verweigert lediglich die Kontrolle durch die IAEA und heizt damit den Streit noch zusätzlich an. Die Gründe sind dabei ebenso einfach wie gefährlich: seit seiner Wahl konnte Aschmedineschad sein innen- und wirtschaftspolitisches Programm nicht umsetzen und sucht durch den Streit mit dem Westen und die verbalen Angriffe auf Israel davon abzulenken. Obwohl der Iran einen Angriff auf Israel nicht unternehmen wird (vom Systemkollaps einmal abgesehen), fühlt sich Israel vom Iran bedroht und könnte durchaus sich dazu genötigt fühlen, einen Militärschlag ähnlich wie den auf den irakischen Atomreaktor durchzuführen - mit unabsehbaren Folgen für den nahöstlichen Friedensprozess. Aschmedineschad spielt also mit dem Feuer.
Russland bricht in dieser Situation in eine Lücke vor, die westliche Staaten und Unternehmen hinterlassen. Es ist derzeit nicht opportun, mit dem Regime Geschäfte zu machen. Wie lange die Unternehmen hier noch tatenlos zusehen, dass ihnen lukrative Aufträge entgleiten, steht in den Sternen und Russlands Präsident Putin weis sehr genau, um die Brisanz. Er sucht aber, die gewollte Grossmachtposition Moskaus zurückzugewinnen und nutzt so die Gelegenheit, die sich ihm nun bietet, auch um das westlich orientierte Aserbaidschan ein wenig einzukreisen.

Die Lösung der Zugangsrechte zum Kaspischen Meer ist daher nur ein Puzzlestein eines Multiproblemmanagements in der Region, die vom Mittelmehr bis nach Pakistan reicht. Russland bleibt hier ein Spieler, global wie regional. Während die Zentralasiatischen Staaten auch nur als Energielieferanten interessant sind, spielt der Iran eine grundlegende Lösungsrolle des Nahöstlichen Gesamtkonflikts und der Westen hat auch deshalb hier ein elementares Interesse an einer Lösung des Konfliktes mit dem Iran. Hier müssen aber beide Seiten sich bewegen und das Entwicklungsbedürfnis des Irans anerkannt werden.

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