Friday, August 31, 2007

Karl Roves Abgang aus dem Oval Office


Der Abgang eines Präsidentenberaters ist normalerweise kein Thema, welches die Welt sonderlich interessiert. Insofern muss Karl Rove etwas besonderes gewesen sein. Der frühere Vorsitzender der Democrats, Terry McAuliffe, sagte einmal über ihn: "Ein ideologischer Stratege, der oft genug die Wahrheit verdreht hat." Nimmt man die Schärfe aus der gebührenden politischen Auseinandersetzung so scheint doch etwas dran zu sein an dem Satz und würde in Deutschland jeden Generalsekretär auszeichnen.

Für Präsident Bush jun. war er mehr. Er war sein Hirn und sein strategischer Kopf, mehr noch als Außenministerin Condolezza Rice. Rice beschränkte sich darauf, Bush jun. im außenpolitischen Fach fit zu machen und legte nach 2000 die außenpolitische Marschrichtung zwar nicht fest, sorgte jedoch für ihre Stringenz. Rove hingegen machte Bush jun. erst zum Gouverneur von Texas und dann zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Er organisierte den Wahlsieg gegen die populäre Gouverneurin von Texas, Ann Richardson. Dabei mag er das Gerücht, die Gouverneurin sei lesbisch gestreut haben und so im konservativen Cowboystaat ihren Amtsverlust beschleunigt haben. Allein verantwortlich war dieses Gerücht aber wohl eher nicht.
Roves Weg durch die Politik, immerhin seit 1970 für die Abteilung Attacke der Republicans tätig, ist dabei durch zahlreiche Skandale gesäumt. Nicht nur Richardsan dürfte somit das Ausscheiden begrüßen. Auch Valerie Plame und ihr Ehemann dürften genügend Hass auf den Parteistrategen verspüren, um ein BBQ zu veranstalten. Die Democrats sowieso. Man kann wohl in einer solchen Position nur schwer arbeiten, um eine saubere Weste zu haben.

Aber es ließe sich auch die Frage stellen, ob es nicht zur Aufgabe eines Parteistrategen gehört, die Verwaltung auf Linie zu bringen. Immerhin war Rove dafür als stellvertretender Stabschef im Weißen Haus zuständig. Die Entlassung zahlreicher Bundesanwälte ist daher vor allem deshalb fraglich, weil sie eben nicht als solche begründet wurde und auch nicht bestehendem U.S.-Recht vereinbar ist. Und auch die Umgehung des elektronischen Archivierungssystems gehört eher zu den unfeinen Geschichten seiner Arbeit.
Roves Arbeit war jedoch von Erfolg gekrönt und wie kein anderer war er in der Lage, politische Stimmungen aufzunehmen und in die Wahl- und Politikstrategie einzubauen. So initiierte er die Werte-Kampagne im Präsidentschaftswahlkampf 2004 und brachte so die christliche Rechte an die Wahlurnen. Ohne sie wäre heute nicht Bush jun., sonder John Kerry Hausherr an der PennAv - das Trauma der Abwahl eines Präsidenten nach der ersten Amtsperiode wäre zum zweiten Mal in der Familie Bush vorhanden. Man kann daher von Rove halten, was man will: er war ein strategischen Politgenie. Anders als der Abgang von Pressesprecher Tony Snow dürfte der Fortgang von Rove Bush jun. auch persönlich wehtun, wenn er ihn auch als Wahlkampfstratege nicht mehr braucht. Aber für das letzte Jahr im Weißen Haus wäre er sicherlich hilfreich gewesen.


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