Sunday, July 01, 2007

Asiens Jahrestage I: Hongkong wird chinesisch


Als Hongkong 1898 für 99 Jahre zur britischen Kronkolonie wurde, ahnte keiner, welchen Erfolg dieses Modell für die Stadt am Perlfluss hatte. Als Hongkong vor 10 Jahren an den chinesischen Staat zurückfiel ahnte ebenso keiner, dass damit nicht das Ende der Prosperität heranrückte, sondern die Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft sich fortsetzte.

Beide Seiten hatten vorgesorgt: wer noch schnell britischer Staatsbürger werden wollte, konnte dies. Und der Pekinger Regierung ging es vor allem darum, die Uhr in Hongkong (und zwei Jahre später in Macau) nicht zurückzudrehen, aber doch ein Überspringen auf den großen Rest zu verhindern. Chinas KP-Führung konnte da auf die Briten selbst verweisen, die sich erst kurz vor dem Ende ihrer Herrschaft an ihre demokratischen Traditionen erinnerten und auch ihren Kronuntertanen Demokratie angedeuen ließen. Die Democratic Party war seither die führende Macht im Stadtstaat am Perlfluss.
Viele hatten erwartet, dass China trotz der Zusicherungen über kurz oder lang die demokratischen Strukturen vollends ausser Kraft setzte. Die Einsetzung von Tsung Chee-Hwa als Chief Executive war an dieser Stelle eine Warnung und auch die Zusammensetzung des Legislative Council aus 30 ernannten und 24 gewählten Mitgliedern erregte Befürchtungen.
Und noch etwas erregte Aufmerksamkeit: als die chinesische Souveränität am 1. Juli 1997 hergestellt wurde, marschierten über die Brücke des Perlflusses umgehend Militärs ein.

Hingkong hatte sich auf den Tag X vorbereitet: Während die Bürger zusätzlich die britische Staatsbürgerschaft annahmen, wurden Investitionen so getätigt, dass sie rasch abziehbar waren. Selbst Gebäude konnten eingeklappt und abtransportiert werden. Die Sorge bei den Hongkongern nach dem Ereignissen vom Sommer 1989 in Peking war gross und konnte auch das das Basic Law nicht genommen werden. Erfahrungen bestanden nicht, nur Hongkong sollte Vorbild sein für die Eingliederung Macaus und - in ein Wunschtraum - Taiwans.

Zehn Jahre später zeigt sich, dass die Sorge unbegründet war. Dies hat gleich mehrere Ursachen. Die wichtigste jedoch dürfte sein, dass sich die Pekinger Regierung gewandelt hat und sie auf die Hongkonger Wirtschaftskraft angewiesen ist. Peking will den wirtschaftlichen Wandel und braucht hierfür die westlichen Staaten mit ihrem Know How und ihrem Kapital. Es wäre den zahlreichen anderen Freihandelszonen - angefangen in Shanghai und aufgehört im benachbarten Kanton - schlecht bekommen, wäre die Regierung mit sozialistischen Maßstäben einmarschiert. Die Hongkonger Wirtschaft konnte sich deshalb auch weiterhin frei entfalten und dürfte dem Turbo-SozialismusKapitalismus auf Chinas Festlandterritorium zwischenzeitlich hinter her hinken.
Und die Demokratie? Hier hat sich nichts geändert, wenn man davon absieht, dass sie Hongkonger Bevölkerung erfolgreich Versuche Pekings abgewehrt hat, den Chief Executive der vollständig eigenen Kontrolle zu unterstellen. Sie besitzt Selbstcourage und versteht es, ihre Interessen durchzusetzen und dies wird langfristig auch Auswirkungen auf das Festland haben. Die Grenzen sind durchlässiger geworden und mit dem Kampf gegen die Korruption wie zuletzt in Shangai hat auch die KP neue Maßstäbe für Offenheit gesetzt.

Der Übergang der Souveränität von London auf Peking kann damit ein Glücksfall für China gewesen sein. Nachdem auch in Macau mehr geräuchlos und erfolgreich an China zurück gegeben wurde, fehlt nun nur noch Taiwan. Die Wiedervereinigung der beiden Chinas steht dabei wohl ebenso in der Ferne wie der beiden Koreas. Jedoch zeigt sich, dass das Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" funktionieren kann und für Festlandschina nicht zum Nachteil gereicht.

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