Monday, July 02, 2007

Asiens Jahrestage II: Crash


Wer Bangkok betritt, betritt eine lebendig pulsierende Stadt, die trotz Putsch nichts von ihrem Charme verloren hat. Von einer Diktatur merkt man wenig. Bereits seit fast zwei Jahrzehnten hatte sich Bangkok zu einem neuen Zentrum der Properität entwickelt und mit den asiatischen "Tigerstaaten" Taiwan, Südkorea, Singapore und Hongkong einen Verbund der neuen asiatischen Wirtschaftsmacht gebildet. Dazu gehörten auch Indonesien und Malaysia sowie die Philippinen, die mit Thailand unter der Bezeichnung "Pantherstaaten" firmierten.
Vor zehn Jahren wurde jedoch deutlich, dass die Entwicklung auf Treibsand gebaut war. Am 2. Juli 1997 musste die thailändische Nationalbank den Kurs des Bath freigeben. Die Nationalbanken der Panther und Tiger folgten, die Ökonomien der Region brachen förmlich weg. Zu hoch war die Kreditfinanzierung, zu gigantisch die in Angriff genommenen Projekte. Die - auch leichtfertige - Kreditvergabe verhinderte, dass die Entwicklung der Länder mit denen der Investitionen Schritt halten konnte. Nun wurde sehr deutlich, dass die Welt nicht nur aus Finanzinvestitionen ohne realen Bezug zur Wirklichkeit besteht und bei einer Verquerung dieser Tatsachen ein Hype sehr schnell platzen kann.

Nicht eingetreten ist jedoch der Niedergang Asiens. Immer noch ist der Ferne Osten einschliesslich der süd- und südostasiatischen Staaten eine Wachstumsregion. Die Worldbank pumpte rasch Geld in die Region, um den Verfall zu stoppen - mit Auflagen, die letztlich eine Glücksseeligkeit für die Region darstellten. Die viel gescholtenen Auflagen der Worldbank trugen nämlich dazu bei, dass grundlegende Prinzipien von Nachhaltigkeit und Risikovorsorge auch in Asien Einzug gehalten haben. Betrachtet man die Region heute, ist China und Indien nicht mehr von den Tigern und Panthern zu trennen. Sie sind heute wieder ein Zentrum der globalen Dynamik, die nicht nur die Wirtschaft weiterentwickelt haben. Auch wenn Thailand seit einem Jahr wieder von putschenden Generälen regiert wird, ist die Demokratie zwischenzeitlich weit in Asien eingezogen: Malaysia und Indonesien, Philippinen und Hongkong und Südkorea. Und selbst in Vietnam und China ist eine Öffnung feststellbar, die mit der wirtschaftlichen Öffnung nicht zu verhindern war. Und fast ebenso wichtig ist die Integration der Region über die ASEAN. Niemand kann und will erwarten, dass diese die Tiefe der EU erreichen wird, selbst wenn dies von einigen Politikern der Region von Zeit zu Zeit propagiert wird. Aber die ASEAN zeigt auch, dass sie ein Garant einer Wertegesellschaft ist, in der wirtschaftlicher Erfolg und der Aufbau einer Zivilgesellschaft Hand in Hand gehen. Die Suspendierung Burmas macht dies eindrucksvoll deutlich. Mit dem Einschluss der big three China, Indien und Japan sowie Südkoreas in unterschiedlichen Formen zeigt zudem Züge einer Sicherheitspartnerschaft, die Lösungswege aufzeigt und einen Diskussionsrahmen ausserhalb von Kampfhandlungen gibt.
Zwar kann es nicht über die grossen sozialen Unterschiede in der Region hinwegtäuschen. Hat es jedoch vor einem Jahrzehnt nur eine sehr dünne Mittelschicht gegeben, so ist diese zwischenzeitlich am Wachsen.
Asien kommt also voran. Und es hat Lehren gezogen: zu seinem eigenen Vorteil.

Asien hat dennoch nichts von seinem Charme verloren. Nicht nur Thailand ist das Land des Lächelns, sondern die gesamte Region. Reich an Kultur ist es immer eine Reise wert und die misstrauischen Augen der Staatsmacht, was man ausser Devisen in das Land bringt verschwinden zunehmend.

Lesehinweis:
Die Asienkrise erscheint nur noch als Alptraum, FAZ 3.7.2007

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