Monday, February 19, 2007

Weltexperten unter sich


Die FDP-Bundestagsfraktion und Entertainmentopposition hat exakt zwei Experten. Über eine haben wir in der Vergangenheit an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet. Der Andere stammt ebenfalls aus der bayerischen Diaspora. Dieser betitelt sich mal als Balkanexperte und mal als Verteidigungsexperte oder auch Wehrexperte. Aber auch schon als Nahostexperte war unterwegs. Und insgesamt ist er ein versierte Sicherheitsexperte.

Wie jedes Jahr finder nun in München Anfang Februar die Sicherheitskonferenz statt und es ist zwischenzeitlich bedauerlicher Weise Usus geworden, dass diese nur Dank eines überaus starken Polizeikordons stattfinden kann. Die Münchner AZ fragte daher berechtigterweise: Der richtige Rahmen? Und da kam auch unser Allseitsexperte Rainer Stinner zu Wort:
Hier in München hat es am Rande der Konferenz sehr erfolgreiche Kontakte zwischen Indien und Pakistan gegeben, als beide Länder kurz vor einem Atomkrieg standen ...
Man möge es ihm eigentlich zu Gute halten, denn er ist schließlich weder Südasien- noch Atomexperte. Aber eigentlich eigenen Aussagen zufolge ein hochversierter Sicherheitsexperte.
Aber deshalb blenden wir einmal auf das Jahr 1998: Indien wie Pakistan zündeten Atombomben. Beide Länder, obwohl von externen Hilfen abhängig, hatten ein gewaltiges Potential in die Entwicklung jener überaus wirksamen, aber eben auch dauerhaft wirksamen, Waffen gesteckt und sich in den Kreis der Atommächte katapultiert.
Man kann nicht darüber streiten, dass dies eine klassische Fehlinvestition war und es ausschließlich um die Machtposition zweier rivalisierender Staaten geht. Aber: einerseits waren beide Staaten mit ihren Waffen überhaupt nicht zu Atomkriegen fähig und zweitens waren beide Seiten auch so klug, dass ihnen durchaus bewusst war und ist, dass ein Atomkrieg auch das eigene Ende bedeutet.
Aber die Experten der Entertainmentopposition sind schließlich nie um einen - wenn auch missglückten - Joke verlegen.

Es ist dabei auffallend, wer so alles zum Experten ernannt wird. Schaut man mal die Reihen dieser Oppositionsfraktion durch stellt man relativ schnell fest, dass jeder entweder eine Funktion oder eine Sprecherrolle innehat. Die Ausnahmen: unsere zwei Weltexperten.
Kein Pöstchen mehr übriggeblieben und für rund 10.000 Euro Gesamtkosten, die ein durchschnittlicher Abgeordneter verursacht konnte man ihn schließlich auch nicht einfach in Ossis Bar versauern lassen. Und deshalb wurden schnell zwei Expertenpositionen geschaffen. Problem dabei ist lediglich, dass ihnen das Expertenwissen für ihre Position jedoch leider fehlt und sie deshalb so allerhand Unsinn in der Welt verbreiten. Von Glück kann man dabei sagen, dass es der Öffentlichkeit nicht auffällt, scheint doch auch die Medienwelt erkannt zu haben, dass das Expertenwissen jener zwei Abgeordneten nicht alt zu weit ist. Selbst Partei- und Fraktionsboss Westerwelle ist die Sache wohl eher zum weglaufen.

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